MAIN GENUSS - UniScripta Verlag, edition ullrich

UniScripta Verlag
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MAIN GENUSS

Leseproben
Inhalt

1. Das Geheimnis der Tasche (Irmgard Schürgers)
2. Faszination und Leidenschaft (Peter Luyendyk)
3. Ratten-Tine oder die Liebe zum Lesen (Astrid Hennies
4. Vegan - voll cool? (Jule Schwachhöfer)
5. Diva und Dino (Wolfgang Ullrich)
6. Der Wunderknabe (Karin Rödder)
7. Der Duft des Brotes (Erika Reichhardt)
8. Daheim am Main (Chris Böhm)
9. Das goldene K (Monika Hoßfeld)


Leseprobe
Diva und Dino
 
Warum ich die Eintracht mag
 
Wolfgang Ullrich

 
 
Ich war spät dran. Ich wollte ins Stadion und hatte im letzten Moment noch einen kleinen Umweg gemacht, um an dem Grafitto mit den drei Buchstaben vorbeizukommen. Auf der kahlen Betonwand vor dem Eppsteiner Bahnhof stand groß und einladend: SGE. Den Schriftzug gab es hier schon ewig. In den ersten Jahren wusste ich nicht, was er bedeutete. Später machte ich immer den kleinen Schlenker daran vorbei, bevor ich zum Stadion fuhr, um wieder ein Spiel der Eintracht zu sehen. Die drei Buchstaben haben sich mir eingeprägt. Sie waren die Abkürzung für Sportgemeinde Eintracht Frankfurt e.V. Heute heißt der Verein schlicht Eintracht Frankfurt.
 
Als ich den Bahnhof erreichte, kam die S2 bereits aus dem Tunnel. Es war kühl, was um diese Jahreszeit nicht anders zu erwarten war. Ich zog den Verschluss meiner Jacke bis ganz nach oben. Da merkte ich, dass etwas fehlte und erschrak. Ich hatte den Schal vergessen. Was für ein Unglück! Ohne den schwarz-roten Eintracht-Schal war ich nur ein halber Mensch, war aus der Gemeinschaft der Eintracht-Fans ausgeschlossen. Wenn der Gesang einsetzte, wenn es hieß »steht auf, wenn ihr Adler seid«, da konnte ich nicht mitmachen. Ihr wisst, da erheben sich alle, halten ihren Schal in beiden Händen, singen gemeinsam und bewegen sich dabei hin und her.
 
»Eintracht vom Main, nur du sollst heute siegen!
Eintracht vom Main, weil wir dich alle lieben,
          Schieß noch ein Tor, dem Gegner in den Kasten rein!
          Jeder wird sagen, ohne zu fragen, in dieser schönen Stadt am Main, Eintracht aus Frankfurt, du schaffst es wieder,
 
Deutscher Meister zu sein!«
 
Oh, wie das Laune macht und Kraft gibt. Und was würde ich stattdessen machen? Ich wäre wie gelähmt, ließe alles um mich herum teilnahmslos geschehen. Es wäre egal, ob ich nun sitzen bliebe oder ohne Schal zusammen mit den anderen aufstehen würde.
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