UniScripta Verlag, edition ullrich


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Kaltherz, Irmgard Schürgers

Leseproben

Inhalt

Warum musste Lothar Meyer sterben? An einem eiskalten Februarmorgen wird er tot vor seinem Wohnheim in Frankfurt-Sachsenhausen aufgefunden. Er sitzt draußen an die Hauswand gelehnt in einer viel zu dünnen Jacke, gerade so als warte er auf jemanden. Alles deutet auf Tod durch Erfrieren hin. Aber es ist kein Unfall, und das Wohnheim ist kein gewöhnliches Wohnheim. Lothar Meyer war geistig
behindert.
Katja Lehmann, die ermittelnde Kommissarin, sieht sich mit einem Fall konfrontiert, bei dem ihr die gewohnte Routine nicht weiterhilft. Nur langsam lernt sie, sich in die Welt der Behinderten hineinzuver- setzen und ihre Sprache zu verstehen. Je mehr sie sich mit dem Fall befasst, umso mehr Ungereimtheiten fallen ihr auf. Erst ein weiterer Todesfall, der sie in eine völlig andere Szene von Frankfurt führt, bringt die Kommissarin auf die richtige Spur.
Ein Krimi, der auf einfühlsame und spannende Weise außergewöhnliche Orte und Milieus der Mainmetropole zeigt.

Leseprobe

Fischer kam ins Büro und unterbrach Katjas Grübeleien.
„Ich würde mir gerne mal die Überwachungsbilder von der U-Bahn anschauen“, sprach Katja ihn gleich an.
„Ist doch schon alles durchgesehen worden“, antwortete Fischer kurz angebunden.
Es fiel Katja schwer, freundlich zu bleiben. Wenn Fischer private Probleme hatte, dann war das eine Sache. Dass mit ihm keine vernünftige Konversation möglich war, ging Katja langsam auf die Nerven.
„Es wäre doch möglich, dass wir etwas übersehen haben. Ich möchte sie einfach noch mal anschauen.“
„Von mir aus“, gab er mürrisch zurück. Dann kramte er die Video-Bänder aus einer seiner Schubladen und legte sie vor Katja auf den Schreibtisch.
Die Bänder waren nach Datum und Uhrzeit sortiert und gekennzeichnet. Katja suchte sich das heraus, auf dem Gertrud Wagner zu sehen sein sollte. Sie erwischte erst das falsche Band, es zeigte die letzte Bahn um 1.10 Uhr. Nur wenige Menschen hielten sich auf dem Bahnsteig auf. Ein Pärchen ging eng aneinan- dergeschmiegt auf den Ausgang zu. Ein oder zwei Nachtschwärmer folgten, ein junger Mann stand an einen Pfosten gelehnt. War er ausgestiegen? Katja ließ das Band noch einmal zurück- und dann wieder vorspulen. Der junge Mann war nicht ausgestiegen. Ein Junkie? Oder suchte er nur einen warmen Ort zum Schlafen? Er war nicht gut zu erkennen. Irgend etwas an ihm kam Katja bekannt vor. Aber sie hätte nicht sagen können, was es war.
„Der junge Mann auf dem letzten Band da“, wandte sich Katja an Fischer „könnte der auf einem der Fotos abgebildet sein, die wir bei Magnus Knab gefunden haben?“ Fischer schüttelte den Kopf. „Ist ja kaum was drauf zu erkenn.“ Damit hatte er allerdings recht. Katja nahm sich das richtige Band vor und hatte bald die Stelle gefunden, an der zu sehen war, wie Gertrud Wagner aus der U-Bahn stieg und den Bahnsteig entlangging. Sie ging langsam. Auch aus dieser U-Bahn stiegen wenige Menschen aus. Die Station Taunusanlage lag einsam und dunkel um diese Zeit. Die Rolltreppe des Nordausgangs führte direkt in den Park. Wer dort ausstieg, hatte ein festes Ziel. Gertrud Wagner blickte sich einmal kurz um, ging dann weiter. Ihr Gang wirkte unsicher. Katja studierte die Mitreisenden, die mit Gertrud Wagner ausgestiegen waren. Aber sie musste Fischer recht geben: Es waren entweder Pärchen oder zwei kleine Gruppen älterer Menschen, die keinen Anhaltspunkt boten, dass sie irgend etwas mit Gertrud Wagner oder dem getöteten Magnus Knab zu tun haben könnten.
„Drucken Sie mir ein Foto von dem jungen Mann aus ..."

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