UniScripta Verlag, edition ullrich


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Im Kreis der Zwölf Apostel, Wolfgang Ullrich

Leseproben

Inhalt

Der Roman spielt in den 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts, als politische Morde das Kennzeichen der RAF waren. So deutet auch das Attentat auf den Chef der Großen Bank auf die RAF hin. Es ist die Spätzeit der RAF, deren jetzt agierende dritte Generation sich extrem vorsichtig verhält. Diese Täter wollen ihr bürgerliches Leben weiterleben und nicht entdeckt werden. Ist das der Grund, warum es so schwer ist, sie zu fassen?

Leseprobe

Die Straße führt in den Park, hält sich dann ein längeres Stück an seinem Rand und durchquert ihn noch einmal am Ende, ganz in der Nähe der Spielbank. Friedrich Alba liebt dieses Stück des Weges auf seiner täglichen Route zur Bank. Die großen, majestätisch aufragenden Bäume strahlen Ruhe aus. Sie stehen vereinzelt, signalisieren, dass sie ihren Platz gefunden haben und doch bereit sind für Veränderungen im Wechsel der Jahreszeiten. Schon zeigen sich erste gelbe Blätter. Bald würde es im Park ein buntes Ensemble, einen kleinen farbenfrohen Wald geben. Um diese Jahreszeit, es ist Anfang September als Friedrich Albas Wagenkolonne dort in den frühen Morgenstunden entlangfährt, bedeckt manchmal schon Raureif einzelne Graspartien. Friedrich Alba liebt diese gediegene Ordnung und den gleichzeitig erkennbaren jahreszeitlichen Wandel. Er schaut aus dem Autofenster und denkt an den kommenden Tag. Neben ihm liegen mehrere Tageszeitungen. Er wird mit dem Lesen erst beginnen, wenn die Fahrzeuge den Park hinter sich haben. Am liebsten würde er jeden Tag diese Strecke fahren, aber er beugt sich den Anordnungen des Sicherheitsdienstes, der seit geraumer Zeit den Streckenverlauf bestimmt. Er kann nicht mehr selbst entscheiden, auf welchem Wege er zur Bank gelangt. Ihm unbekannte Leute haben das Kommando übernommen. Als Erstes haben sie durchgesetzt, dass Friedrich Albas Dienstwagen von zwei weiteren Fahrzeugen begleitet wird, die vom Sicherheitsdienst gestellt werden. Die Fahrer dieses Dienstes fahren gewöhnlich so, dass einer vorausfährt und der zweite den Schluss bildet. Ihr Chef, der für die Sicherheit aller Führungskräfte der Bank verantwortlich ist, hat den Fahrern von Friedrich Albas Wagenkolonne eingeschärft, die Strecke ständig zu variieren. Die Fahrer einigen sich kurz vor Fahrtbeginn auf die aktuelle Route, wobei sie vor allem auf die Vorgabe achten, nicht die Route des Vortags zu nehmen.
Friedrich Alba macht es sich bequem und entspannt sich – dieser Tag wird noch einmal schön werden, um die Mittagszeit wird es vielleicht spätsommerlich warm sein. Er schaut nach vorn, wo Franz, sein langjähriger Fahrer, am Steuer sitzt und angespannt auf das vorausfahrende Fahrzeug achtet. Früher hätte Franz, der die entspannte Haltung seines Chefs bemerkt, zu diesem Zeitpunkt das Gespräch mit seinem Chef gesucht. Doch nun wird höchste Konzentration von ihm verlangt.


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